Liliencron

Liliencron
Lili|encron
 
[-kroːn],
 
 1) Detlev von, eigentlich Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron, Schriftsteller, * Kiel 3. 6. 1844, ✝ Alt-Rahlstedt (heute zu Hamburg) 22. 7. 1909; aus dänischer Adelsfamilie; war preußischer Offizier (Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71); wanderte 1875 in die USA aus, wo er als Sprachlehrer, Anstreicher und Klavierspieler arbeitete. Nach seiner Rückkehr 1877 Verwaltungsbeamter in Schleswig-Holstein, ab 1887 freier Schriftsteller in München und Berlin; lebte unter schwierigsten materiellen Verhältnissen; Freundschaft mit R. Dehmel; Elisabeth Förster-Nietzsche und H. Graf Kessler förderten ihn. Liliencron gehört zu den Vorkämpfern des Naturalismus; zusammen mit M. G. Conrad, H. Conradi, K. Bleibtreu u. a. setzte er sich in der Zeitschrift »Die Gesellschaft« für die Revolutionierung der Literatur, für bedingungslose Naturtreue und sprachliche Unmittelbarkeit ein. Er schrieb impressionistische Natur- und Liebeslyrik, die in kunstvollen Formen prägnant und knapp individuelle Erlebnisse festhält, Balladen, die zum Teil an die Tradition des Bänkelsangs und Vagantenlieds anknüpfen, an T. Storm und I. S. Turgenjew geschulte Novellen sowie besonders die realistischen Kriegserzählungen; beeinflusste stark die Lyrik der Jahrhundertwende (R. M. Rilke, O. J. Bierbaum, H. Salus, G. Falke).
 
Werke: Lyrik: Adjutantenritte (1883); Gedichte (1889); Der Haidegänger u. a. Gedichte (1890).
 
Epos: Poggfred (1896).
 
Dramen: Knut der Herr (1885); Die Rantzow und die Pogwisch (1885); Der Trifels und Palermo (1886); Arbeit adelt (1887).
 
Roman: Breide Hummelsbüttel (1887).
 
Erzählungen, Novellen: Eine Sommerschlacht (1886); Unter flatternden Fahnen (1888); Der Mäcen, 2 Bände (1889); Kriegsnovellen (1895); Letzte Ernte (1909).
 
Autobiographie: Leben und Lüge (1908).
 
Ausgaben: Sämtliche Werke, 14 Bände (4-301910); Gesammelte Werke, herausgegeben von R. Dehmel, 8 Bände (9-151922); Ausgewählte Werke, herausgegeben von H. Stern (1964); Gedichte, herausgegeben von G. Heintz (Neuausgabe 1997).
 
 
H. Stolte: D. v. L. Leben u. Werk (1980);
 J. Royer: D. v. L. Itinéraire et évolution du poète lyrique (1844-1891) (Bern 1993).
 
 2) Rochus Freiherr von, Germanist und Musikforscher, * Plön 8. 12. 1820, ✝ Koblenz 5. 3. 1912; war Professor in Kiel und Jena, wurde 1869 Leiter der »Allgemeinen Deutschen Biographie« in München. Als Vorsitzender der Preußischen Musikgeschichtlichen Kommission (1901-11) organisierte er zeitweise die Herausgabe der »Denkmäler deutscher Tonkunst« (1892-1931, 65 Bände).

Universal-Lexikon. 2012.

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